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Soziales Wieder-Erwachen
Wer kennt das nicht: jemand vergräbt sich in seine Arbeit? Man
hat viel zu tun, zieht sich zurück, „geht in Klausur“ oder verschanzt sich
hinter einem Berg aus Unterlagen. Das kann ja für ein bestimmtes Projekt oder
einen Jahresabschluss sinnvoll sein. Aber wenn es zum Dauerzustand wird ist es
gefährlich. Noch dazu neigt der Burnout-Betroffene Fehler zu machen, Fehler, die
er niemanden eingestehen will und die er rasch auswetzen möchte. Ergebnis: noch
mehr Arbeit! Noch mehr Rückzug, noch mehr Abschottung von allen, die es mit ihm
eigentlich gut meinen und ihn z.B. auf eine Partie Billard, einen Kartenabend
oder eine Bergtour entführen wollen. Der Betroffene kann sich nicht mehr
entspannen. Selbst wenn er mit den Freunden unterwegs ist, geistert die Arbeit
dauernd in seinem Kopf herum. Er ist nur körperlich anwesend, die Freunde merken
das und beginnen ihrerseits sich von ihm zu distanzieren. Vereinsamung, fehlende
Kommunikation, kein Regulativ: ein wesentlicher Motor der das Burnout antreibt!
Aus dem sich- in-der-Arbeit-vergraben droht ein echtes Grab zu werden.
Daher: Schluss mit dem Rückzug. Machen Sie irgend wann einmal Feierabend! Nehmen
Sie die Einladungen der Freunde an, kommen Sie aus Ihrer Isolation heraus. Hören
Sie auf die Signale ihrer PartnerInnen und unternehmen Sie etwas mit Ihrer
Familie. Das wichtigste dabei: Seien sie dann auch voll dabei, mit Herz und
Seele. So wie Sie es bei der Arbeit gewohnt sind, so gehen sie auch in ihre
soziales Umfeld: engagiert, aufmerksam und umsichtig.
Soziales Wieder-Erwachen – die Rettung aus den Burnout-Teufelskreisen!
Sich aktiv zurücknehmen!
Arbeit verführt! – Einmal ganz ehrlich - wie viel unseres
Selbstwertes holen wir uns eigentlich über die Arbeit?
Wir wollen kompetent, fleißig, perfekt und engagiert sein und sind mit
Feuereifer dabei, dem Betrieb das Beste zu geben. Mit diesen Attributen haben
wir uns beworben und wir wollen unseren Chef nicht enttäuschen. Laut ihm sollen
wir „unbeschränkt belastbar“ sein. Diese oder ähnliche Eigenschaften machen uns
zu unentbehrlichen Mitarbeitern und wir sind stolz darauf in der Arbeit gut und
erfolgreich zu sein.
Aber genau solche Eigenschaften, so gern sie von unseren Chef auch gesehen
werden, können dazu führen, dass wir uns erschöpfen. Wenn wir nicht auch ein
bisschen auf uns selber schauen, wenn wir unseren Selbstwert nur durch die Firma
bekommen, unser Privatleben uns nichts bedeutet, dann sind wir sehr anfällig auf
Niederlagen, Kränkungen, Frustrationen, wie sie im Berufsleben täglich vor
kommen.
Daher ist ein Aspekt der psychischen Gesundheit: in der Arbeit auch einmal aktiv
auf sich selber zu schauen und gelegentlich „nein“ zu sagen. Natürlich könnte
uns das neue, interessante Projekt viel Erfolg, Bestätigung und Prestige
bringen. Aber es ist zeitaufwändig, und unser Privatleben wird vielleicht noch
mehr darunter leiden. Wir müssen nicht immer alle Arbeit auf uns ziehen. Andere
sollen auch einmal die Chance haben, sich durch Arbeit verführt, in der Suche
nach Bestätigung zu erschöpfen.
"Nichts zu lachen" oder Humor in der Arbeit?
Wissen Sie, was Humor ist? Wenn Sie auf diese Frage mit ganzen
Herzen "ja" antworten können, geht es Ihnen gut. In Nachschlagewerken und in der
Wissenschaft gibt es nämlich keine eindeutige Definition. Ich denke, jeder der
Humor hat, der Humor versteht, weiß es für sich. Manchmal ist es einfach auch
nur genug zu wissen, was Humor mit uns und unserer Arbeit macht – und was uns
fehlt, wenn wir ihn nicht mehr haben.
Für den Arbeitsbereich, den Alltag ist es der Anteil am Leben, der uns locker
macht, der uns dazu bringt, uns selbst in Frage zu stellen, uns und unser Umfeld
etwas großzügiger zu betrachten. Humor und (geistreicher) Witz macht unsere
Arbeit angenehmer und bringt das spielerische Element und die Freude hinein.
Auch Rückschläge und Misserfolge werden erträglich – wir erkennen auch andere
Werte, als den Gewinn der Firma oder unsere Karriere. Humor kann uns gesund
erhalten – man sprich vom "gesunden Humor" und meint Abstand und Lockerheit, das
sich-selbst-nicht-so-ernst-nehmen.
Leider verliert der gestresste Mensch oft seinen Sinn für Humor und Zynismus
macht sich breit, ein wesentliches Zeichen für Burnout. Wenn Sie als "zynisch"
gelten, oder sich selbst so erleben, dann ist es höchste Zeit was zu tun – etwas
ausspannen vielleicht, oder nachdenken, ob ich etwas in der Arbeit oder in
meinem Leben ändern sollte?
Gibt es eine "gesunde" Krankheit?
In einer Zeit der wirtschaftlichen Anspannung – wenn alle von Krise reden – fällt es vielen von uns schwerer als sonst in Krankenstand zu gehen. Nicht, dass wir nicht krank wären: Erkältungen, Rheumaschmerzen, Migräne alles trifft uns genauso wie immer. Aber wir haben definitiv Angst davor nicht am Arbeitsplatz zu erscheinen, denn es könnte den Beginn einer beruflichen Demontage bewirken. "Ich bin nicht unersetzbar" müssen wir schmerzlich vermerken und die Angst vor Mobbing, vor Ausgrenzung und Diffamierung steigt. Dazu kommen noch härtere Vorgaben von der Unternehmensleitung. Gerade jetzt sollten wir uns noch mehr anstrengen, gerade jetzt Überstunden machen – natürlich unbezahlt, gerade jetzt unsere Loyalität zu unserem Betrieb beweisen.
Und dann kommt dieser Infekt – so ein Mist: es ist ganz banal, wir nehmen ein fiebersenkendes Mittel und kommen zur Arbeit. Aber es wird nicht besser, na gut dann lass ich mir halt ein Antibiotikum aufschreiben. Es wird schon besser werden. Nach drei, vier Wochen geht es mir noch immer nicht wirklich gut. Es kommen Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Atemnot und das Gefühl von schwerer Erschöpfung dazu... Was steckt dahinter? Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen – aber das ist ein möglicher Weg in eine schwere körperlich-psychische Erschöpfung, ein Weg ins Burnout, oder zu noch schlimmeren Erkrankungen.
Daher vertrete ich die Meinung, die übrigens bei vielen im Gesundheitssystem Tätigen anzutreffen ist: Eine "ordentliche" körperliche Krankheit, ein Infekt, eine Grippe usw. sollte nicht unterdrückt sondern durch Bettruhe kuriert werden. Die Phase ist oft nötig um den Körper zu reinigen und Kraft zu tanken. Das Immunsystem benötigt Zeit und sehr viel Energie um die Abwehrkräfte wieder herzustellen. In dieser Zeit sollten wir uns nur auf das Gesundwerden konzentrieren können. Manchmal schaut das von außen seltsam aus, wir kommen ja nicht nur unseren beruflichen sondern auch unseren privaten Verpflichtungen nicht mehr nach. Aber es ist in Ordnung: die Krankheit führt uns zur Gesundheit!
Website zuletzt aktualisiert am 14.8.2010